Am ersten Maiwochenende stand der nächste Besuch in Kassel an. Der Plan war klar: der Aufbau sollte runter und das Chassis rausgezogen werden.
Die Kotflügel kamen zuerst runter, was allein keine leichte Übung ist weil man niemanden zum Gegenhalten hat. Zwei längere Arme wären perfekt um den Kotflügel ganz umarmen zu können und auf der einen Seite und dann auf der anderen Seite… Der erste Ansatz, den Kotflügel am Fz. getrennt abzuschrauben, also erst den äusseren Teil um dann den inneren entspannt abzubauen, erwiess sich bei den letzten beiden Schrauben der Verbindung innen/aussen als untauglich: mit keiner List der Welt ließ sich da ein Schlüssel zum gegenhalten aufsetzen. Also mußte er doch komplett runter.
Zum Glück kam in dem Moment als ich anfing zu verzweifeln just mein Kumpel Burkhard für ein- zwei Stündchen um die Ecke und die wesentlichen Schrauben waren dann schnell ab.
Als bestes Rezept für die Schrauben unter der Schicht Unterbodenschutz hat sich 1. eine Behandlung mit dem Schraubenzieher um das Grobe zu entfernen dann 2. mit der Drahtbürste zur Entfernung des Unterbodenschutzes und 3. ein paar Spritzer Rostlöser bewährt. Kaum eine Schraube überdrehte, -und das nach 40 Jahren(!). Die penible Behandlung mit der Drahtbürste ist dabei der wichtigere Teil.
Zweites relativ gut gebräuchliches Hilfsmittel: eine Druckluftratsche. Ich hatte vorher von diesen Dingern auch nicht viel gehalten, so eine lag mal in einem 79.- EUR Druckluft-Werkzeug-Set von Plus dabei; -aber hier spielte sie alle Vorteile aus, die so ein Ding haben kann. Die Ratsche kommt nämlich genau dahin, wo der Schlagschrauber nicht hinkommt. Und das sind bei den Kotflügeln schon verdammt viele Ecken.
Aus dem gleichen Werkzeugset stammt auch der Druckluftmeißel. Auch ein phantastisches Werkzeug im Karrosseriebau. Schweißpunkte aufmeißeln mit einem Prrrrt statt lange rum zu bohren, zusammengerostete Bleche trennen, Schraubenköpfe wegmeißeln… alles ist möglich.
Das Wetter spielte halbwegs mit. Immer wieder kam die ein- oder andere kürzere Schauer, dann kroch ich nach Innen und schraubte eben da die wesentlichen Teile los.
Am abend hatte ich den vorderen Teil schon fast komlett gelöst und das ein-oder andere Kleinteil in der Hand.
Am nächsten morgen dann wieder frisch ans Werk, dachte ich doch es können eigentlich nur noch eine Hand voll Schrauben sein, aber es sollte noch den ganzen Tag dauern, bis ich abends dann die letzte Schraube gelöst hatte. Der Aufbau ist doch mit wesentlich mehr schrauben am Chassis verschraubt als vermutet. Ausserdem wurde das Wetter schechter, zwischendrin lag ich bei Regen unter dem Landy und verschnaufte mit dem Druckluftschrauber auf dem Bauch, sah dabei zu wie von der Fahrzeugkante das Wasser auf meine Knie tropfte…
Oder ich sass innen, mit dem Akkuschrauber und bohrte die 8 Schrauben in der Siebdruckplatte am Boden des Aufbaus aus und hieb sie mit einem dünnen Schraubendreher nach unten durch.
Am abend wusste ich jedenfalls, was ich getan hatte. Den ganzen Tag unter das Auto kriechen, wieder rauf, die abenteuerlichsten Verrenkungen durchgeführt um die letzten versteckten Schrauben mit dem Schlüssel 1/4 Umdrehung für 1/4 Umdrehung abzuschrauben; -da braucht man kein Fitnesstudio mehr.
Am nächsten morgen ging allerdings wieder die Sonne auf et voilá:
Mit ein bisschen Überredungskunst, dem Wagenheber und Böcken Stück für Stück kam der Aufbau runter vom Chassis.
Die Scheidung stand kurz bevor.
Eine halbe Stunde später sah das dann schon so aus:
Dann so:
(Das Chassis kommt zu meinem Kumpel Burkhard in die Werkstatt, kriegt eine Kur und wird dann wieder mit dem Rest verheiratet)
Der Rest dann so:
Die übrigen Teile passten da auch locker rein:
Und das blieb nach dem Aufkehren über:
(noch ein paar mehr, ohne die ungezählten abgeflexten und ausgebohrten).
Es war Samstag mittag und ich hatte eigentlich bis Sonntag geplant, ich war ziemlich erledigt, leicht verschnupft, aber ziemlich zufrieden.